Betreuende Angehörige leisten tagtäglich Grosses. Worauf Sie bei der Betreuung zu Hause besonders achten sollten, haben wir hier für Sie zusammengefasst.
«Lange habe ich meine demenzkranke Frau rund um die Uhr betreut. Mit der Zeit wurde mir das zu viel. Das war schwierig, denn ich will ja für sie da sein. Mit dem Entlastungsdienst geht es uns beiden besser. Ich habe genug Zeit für mich und meine Frau ist jederzeit gut betreut.»
Wenn eine angehörige Person betreuungsbedürftig wird, stehen plötzlich viele neue Fragen im Raum:
Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie Ihre Angehörigen betreuen. Sie müssen die Betreuung nicht alleine übernehmen. Klären Sie für sich selber, mit der Familie und den Geschwistern, was Sie oder andere Angehörige selber an Betreuung übernehmen. Nehmen Sie nur so viel an, wie es Ihre Ressourcen zulassen. Ein Gespräch mit Fachpersonen der Sozialberatung hilft, die Situation realistisch einzuschätzen. Fachpersonen zeigen Ihnen mögliche Unterstützungs- und Entlastungsangebote auf. Eine bewusste Entscheidung ist sehr wichtig und hilft allen Beteiligten, sich in der neuen Situation zurechtzufinden.
Die Betreuung von Angehörigen ist häufig schwer planbar und bringt langfristige Veränderungen mit sich. Ein Gespräch mit einer Fachperson oder Freundinnen und Freunden in ähnlichen Situationen hilft Ihnen, die Belastung realistisch einzuschätzen.
Ihre Kräfte sind nicht unerschöpflich: Beziehen Sie Ihr Umfeld in die Betreuungsplanung mit ein. Besprechen Sie gemeinsam, wer bereit ist, welche Aufgaben zu übernehmen. Kann die Nachbarin den Wocheneinkauf übernehmen? Übernimmt der Bruder die Betreuung während der Ferien?
Erstellen Sie einen Zeitplan, in dem alle ihre verfügbare Zeit zu Papier bringen. So können Sie besser planen und sich auch kurzfristig auf Unterstützung verlassen.
Zu Beginn sind Sie gut mit der Betreuung zurechtgekommen. Inzwischen sind Sie aber öfters gereizt und müde. Die ständige Verantwortung bereitet Ihnen immer mehr Mühe.
Planen Sie von Anfang an regelmässige Situationsbeurteilungen, in denen Sie sich fragen:
Denken Sie daran, mit Ihrer Energie haushälterisch umzugehen. Sprechen Sie mit Ihrer Familie oder einer Fachperson über Ihre Belastung und Ihre Bedürfnisse. Suchen Sie gemeinsam eine gute Lösung: Holen Sie sich mehr professionelle Unterstützung oder teilen Sie die Aufgaben neu auf.
Wie das mit dem Duschen der zu pflegenden Person funktioniert, mussten Sie zuerst selbst herausfinden. Es wäre leichter gewesen, wenn Ihnen jemand geholfen hätte.
Die Betreuung und Pflege eines Menschen hat ihre Tücken. Schliesslich sind Sie keine Pflegefachperson. Lassen Sie sich beraten, besuchen Sie Vorträge oder Kurse zum Thema Betreuen und Pflegen zu Hause.
Was tun, wenn Ihre Mutter in der Nacht aus dem Bett fällt und nicht mehr alleine aufstehen kann?
Hilfsmittel bieten unterstützenden Angehörigen eine grosse Entlastung und vermitteln Sicherheit. Einige Hilfsmittel wie ein Treppenlift oder ein Duschstuhl entlasten Sie körperlich. Andere, wie beispielsweise Notrufsysteme, lassen Sie ruhiger schlafen.
Holen Sie sich bei Ihrem Hausarzt, bei Pro Senectute oder in einem Fachgeschäft Informationen zu möglichen Hilfsmitteln. Es lohnt sich.
Eigentlich kann sich Anna die Strümpfe ja noch selber anziehen. Aber das dauert. Kein Wunder, verlieren Sie manchmal die Geduld und übernehmen das.
Lassen Sie der betreuten Person ihre Selbständigkeit, auch wenn dies manchmal etwas Geduld und Nerven braucht. Selbständigkeit stärkt das Selbstwertgefühl.
Die ständige Verantwortung und Sorge um Ihre Liebsten strengt an. Viele unterstützende Bezugspersonen stellen ihre eigenen Bedürfnisse zurück, um jederzeit für ihre Angehörigen da zu sein. Vergessen Sie aber nicht, dass Betreuung eine grosse psychische und körperliche Belastungen bedeutet. Verlieren Sie Ihre eigenen Wünsche nicht aus den Augen. Gehen Sie offen mit Ihren Belastungen um und kommunizieren Sie diese mit Vertrauenspersonen.
Als Sie noch ein Kind waren, hat sich Ihre Mutter immer um alles gekümmert. Und auch später war sie für Sie da. Heute ist Ihre Mutter auf Sie angewiesen.
Dieser Rollentausch ist für beide nicht einfach. Sprechen Sie miteinander über die neue Situation und über Ihre Gefühle. Dank einem offenen Austausch verstehen Sie frustrierte Reaktionen, ungewöhnliche Verhaltensweisen oder neue Eigenheiten bei sich und Ihrem Gegenüber besser. Das erleichtert den Umgang miteinander.
Sie haben eine neue Rolle eingenommen. Vergessen Sie vor lauter Betreuung des älteren Menschen nicht, sich auch Zeit für sich und Ihr privates Umfeld zu nehmen. Gönnen Sie sich Zeit für schöne Momente.
Die Gespräche in der Angehörigengruppe sind Ihnen eine grosse Stütze. Es tut gut, sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen.
In Angehörigengruppen oder beim Gespräch mit einer Vertrauensperson steht Ihr Wohlbefinden im Zentrum. Sprechen Sie über Ihren Frust und Ihre Freuden im Alltag. Tauschen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen unterstützenden Angehörigen aus und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen.
Ein Tapetenwechsel bewirkt manchmal Wunder. Deswegen freuen Sie sich auf die Chorprobe am Mittwochabend und auf den gemeinsamen Beizenbesuch danach.
Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Hobbies und Interessen. Treffen Sie sich mit Freunden, malen Sie ein Bild oder gehen Sie ins Kino. Hauptsache, Sie geniessen Ihre Freizeit. Die Betreuung der angehörigen Person übergeben Sie für diese Zeit guten Gewissens einem Freund oder einer Freundin, einem Familienmitglied oder einer professionellen Entlastungshilfe.
Gönnen Sie sich auch regelmässig Ferien. Organisieren Sie für diese Zeit eine Vertretung für die Pflege zu Hause oder buchen Sie einen Ferienplatz im Pflegeheim. Dank einer genauen Beschreibung des Betreuungsablaufs wird dieser auch in Ihrer Abwesenheit problemlos funktionieren.
Die Doppelbelastung von Betreuung und Beruf wächst Ihnen langsam über den Kopf. Sie denken: Das muss sich doch vereinbaren lassen – andere schaffen es schliesslich auch.
Unterstützung anzunehmen, ist keine Schande. Oft werden die Anzeichen von Überbelastung zu spät erkannt. Die Sorge um einen älteren Menschen kann zu Ängsten führen, die Sie nicht mehr loslassen. Auch Aggression ist ein Zeichen für starke seelische Beanspruchung – zum Beispiel, wenn Sie ständig gereizt sind oder schneller schimpfen als sonst. Gesundheitliche Belastungen äussern sich aber auch anders, beispielsweise durch Schmerzen oder Schlafstörungen.
Sollten Sie eine solche Belastung spüren, holen Sie sich Unterstützung von Ihrer Familie oder einer Fachperson.
Setzen Sie sich mit den finanziellen und rechtlichen Aspekten der Betreuung oder Pflege zu Hause auseinander. So sind Sie für die Zukunft abgesichert. Folgende Mittel stehen Ihnen zur Verfügung:
Klären Sie frühzeitig ab, welche Leistungen die Versicherung Ihrer oder Ihres Angehörigen deckt.
Die Hilflosenentschädigung entlastet Menschen, die bei alltäglichen Dingen wie beim Anziehen oder bei der Körperpflege Unterstützung brauchen. Auch dauerhaft Pflegebedürftige haben Anspruch auf eine Hilflosenentschädigung. Folgende Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein:
Die Anmeldung für die Hilflosenentschädigung finden Sie hier.
Als betreuende Bezugsperson haben Sie bei der Berechnung Ihrer Rente unter Umständen Anspruch auf Betreuungsgutschriften der AHV. Damit sind Sie während der Pflege von Familienangehörigen gegenüber Einbussen bei den Sozialversicherungen abgesichert.
Folgende Voraussetzungen müssen Sie dazu erfüllen:
Im Pflegevertrag klären Sie rechtliche Fragen. Dies ist auch innerhalb der Familie wichtig. Der Pflegevertrag regelt:
Mehr Informationen zum Betreuungs- und Pflegevertrag haben wir hier für Sie gesammelt:
Denken Sie voraus und treffen Sie alle wichtigen Vorkehrungen für den Notfall. Docupass ist Ihr Dossier, mit dem Sie gut auf den Ernstfall vorbereitet sind. Docupass hilft Ihnen, alles Nötige klar zu regeln. Die Unterlagen enthalten folgende Elemente:
Detaillierte Informationen zu Docupass finden Sie hier.