Inkontinenz im Alter

Inkontinenz im Alter ist ein schambehaftetes Gesundheitsproblem: Der altersbedingte körperliche Abbau kann zu Kontrollverlust über die Blasenfunktion führen. Das schränkt die Lebensqualität betroffener Seniorinnen und Senioren ein. Wir bieten Ihnen einen Überblick über Ursachen, Prävention und Behandlung von Harninkontinenz.

Fröhliche ältere Dame hüpft auf Trampolin.

«Dank Beckenbodentraining in der Physiotherapie hat sich meine Inkontinenz verbessert. Nun hält mich nichts mehr vom Trampolin-Hüpfen ab.»

Was bedeutet Inkontinenz im Alter?

Inkontinenz im Alter bezieht sich auf ein Gesundheitsproblem, das im Alter häufiger vorkommt: Die Kontrolle über die Blase lässt nach oder ist gestört. Es kommt zu unwillkürlichem Harnverlust. Betroffenen ist dieses Problem unangenehm. Viele sprechen es bei der Hausärztin oder dem Hausarzt nicht an. Das ist aber wichtig: Die richtige Behandlung kann den Leidensdruck reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Wenn Sie unter Harninkontinenz leiden, holen Sie sich medizinischen Rat.

Inkontinenz vorbeugen und behandeln 

Ältere Menschen leiden häufiger an Inkontinenz. Die richtige Behandlung lindert Beschwerden und stellt in gewissen Fällen die Kontrolle über die Blasenentleerung wieder her. Wichtig: Inkontinenz zeichnet sich nicht früh ab. Mit folgenden Massnahmen beugen Sie Inkontinenz bereits in jüngeren Jahren vor:

  • Beckenboden trainieren
  • Gesundes Körpergewicht halten
  • Schwere körperliche Belastungen vermeiden
  • Ausreichend Wasser trinken: eineinhalb bis zwei Liter pro Tag

Tipps für einen starken Beckenboden

Mit einfachen Tipps und Übungen für den Alltag schonen Sie Ihren Beckenboden und stärken Ihre Beckenbodenmuskulatur:

  • Drehen Sie Ihren Oberkörper zum Husten, Niesen und Schnäuzen zur Seite.
  • Integrieren Sie beckenbodenfreundliche Sportarten in Ihr Sportprogramm: Yoga, Pilates, Gymnastik oder Fitness
  • Trainieren Sie regelmässig mit kurzen und einfachen Übungen gezielt Ihren Beckenboden: Sie finden auf YouTube viele kostenlose und altersfreundliche Anleitungsvideos.

Stärken Sie mit sanften Bewegungsangeboten und spezifischem Beckenbodentraining Ihre Beckenbodenmuskulatur.

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Gynäkologische Behandlung von Inkontinenz

Frauen leiden häufiger an Inkontinenz als Männer: Schwangerschaft und Geburt setzen das Urogenital-System grossen Belastungen aus. Folgende Behandlungsmöglichkeiten bieten sich betroffenen Frauen:

Ein Blasentagebuch gewährt Einblick in Trink- und Toilettengangmuster. So erstellen Betroffene von Inkontinenz einen individuellen Plan zum Trinken und Urinieren, um unkontrollierten Urinverlust zu verhindern. Der Plan beinhaltet eine regelmässige Blasenentleerung, selbst wenn kein Harndrang besteht.

Beckenbodentraining stärkt die Muskulatur und verbessert die Kontrolle über die Blase. Gezieltes Beckenbodentraining unter Anleitung einer Physiotherapeutin oder eines Physiotherapeuten ist eine wirksame Methode für Frauen, um Inkontinenz zu behandeln und vorzubeugen.

In den Wechseljahren kann Östrogenmangel auftreten und Inkontinenz verursachen. Präparate ersetzen das fehlende Hormon. Patientinnen können das Hormonpräparat als Scheidensalbe oder Scheidenzäpfchen aufnehmen.

Bei Infektionen helfen anti-infektiös-wirkende Medikamente. Alternativ schaffen Antibiotika oder krampflösende Medikamente bei Drang- und Belastungsinkontinenz Abhilfe.

Blasenerkrankungen wie chronische Entzündungen können zu einer Reizblase führen und die Lebensqualität betroffener Frauen stark einschränken. Das medizinische Verfahren der Blaseninstallation schafft Abhilfe: Spezielle Lösungen werden direkt in die Blase eingeführt und lindern somit Beschwerden lokal.

Bevor die Fachärztin oder der Facharzt eine operative Therapie in Betracht zieht, folgt eine umfassende Abklärung: Eine individuelle ärztliche Beratung entscheidet über die geeignete Therapie. Operative Eingriffe können in vielen Fällen Harninkontinenz behandeln. Fachärztinnen und Fachärzte der Urogynäkologie führen minimal-invasive Operationen durch. Darunter fallen Behandlungen von extraurethraler Inkontinenz mittels Fistelkorrektur und die Einsetzung einer Inkontinenzschlinge. Andere Verfahren wie die Verengung und Unterstützung der Harnröhre mit Füllmaterialien oder die Anwendung von Botox in die Harnblase ermöglichen ebenfalls eine operative Behandlung. 

Urologische Behandlung von Inkontinenz

Männern hilft als erster Schritt eine urodynamische Untersuchung, um die Ursache der Inkontinenz zu bestimmen: Sonden messen den Druck bei sich füllender und leerender Blase, um die Funktion von Blase und Schliessmuskel zu überprüfen. Betroffenen Männern empfehlen sich folgende Behandlungsmöglichkeiten:

Eine schwache Beckenbodenmuskulatur verursacht bei Männern eine Belastungsinkontinenz. Gezieltes Beckenbodentraining unter Anleitung einer Physiotherapeutin oder eines Physiotherapeuten bessert das Problem.

Verschiedene Medikamente behandeln Belastungs- und Dranginkontinenz. Die Verschreibung des entsprechenden Medikaments erfolgt durch die Bewertung nach einer Urodynamik. In bestimmten Fällen behandeln Botox-Injektionen die überaktive Blase. So entspannt sich die Beckenbodenmuskulatur und ihre Aktivität nimmt ab. Symptome wie häufiger Harndrang und Harninkontinenz gehen zurück.

Bestimmte elektrische Therapien behandeln Inkontinenz bei Männern:

  • Sakrale Neuromodulation (SNM): Ein medizinisches Verfahren, das schwache elektrische Impulse an die Nerven im Sakralbereich sendet. Dies behandelt bestimmte Blasen- oder Darmfunktionsstörungen.
  • Perkutane tibiale Nervenstimulation (PTNS): Ein medizinisches Verfahren, das einen feinen Draht in die Haut am Knöchel einführt. Die elektrische Stimulation beeinflusst den tibialen Nerv und behandelt bestimmte Blasenfunktionsstörungen.

Bevor die Fachärztin oder der Facharzt eine operative Therapie in Betracht zieht, folgt eine umfassende Abklärung: Eine individuelle ärztliche Beratung entscheidet über die geeignete Therapie. Je nach Art der Urininkontinenz bieten sich Patienten chirurgische Eingriffe an: Bandoperationen oder ein künstlicher Schliessmuskel können die Harnröhre unterstützen und unkontrollierten Urinverlust verhindern.

Was verursacht Inkontinenz?

Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Risikofaktoren, Ursachen und Symptome von Inkontinenz.

Risikofaktoren von Inkontinenz

Mit zunehmendem Alter nimmt die Anzahl inkontinenter Menschen zu. So lauten die Risikofaktoren von Inkontinenz:

Husten erhöht den Druck auf die Blase und verursacht in schlimmen Fällen Inkontinenz.

Psychopharmaka wie Antidepressiva oder entwässernde Arzneimittel begünstigen Inkontinenz.

Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit von Alterserkrankungen. Die verlangsamte Fortbewegung verlängern den Gang zur Toilette. Nachlassende Muskelkraft verzögert den Harndrang und schwächt den Schliessmuskel. Neuronale Veränderungen und Krankheiten können die Sensibilität der Beine, der Blase und des Schliessmuskels verringern. Eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit verstärkt den altersbedingten Muskelabbau. Dieser Teufelskreis verstärkt die Inkontinenz.

Insbesondere im Alter spielen körperliche Fitness und Mobilität eine wichtige Rolle: Beckenbodentraining stärkt die Blase und den Schliessmuskel und gezielte Übungen und ausgewählte Sportarten verbessern die Mobilität.

Der Beckenboden verliert durch schwaches Bindegewebe die nötige Unterstützung. Dadurch fehlen der Blase und anderen Beckenorganen der Halt. Die Kontrolle der Blase gerät in Mitleidenschaft.

Schweres Heben oder Tragen und körperliche Belastungen üben Druck auf den Bauchraum und die Beckenregion aus. Dieser Druck belastet die Blase und schwächt den Beckenboden. Das kann zu Harninkontinenz führen.

Übergewicht übt zusätzlichen Druck auf die Blase und den Beckenboden aus und beeinträchtigt die Beckenbodenmuskulatur. Der erhöhte Druck schwächt die Blase und führt zu Inkontinenz. Hormonelle Veränderungen aufgrund von Übergewicht sowie Typ-2-Diabetes können ebenfalls Harninkontinenz verursachen.

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Ursachen und Symptome von Inkontinenz

Es gibt verschiedene Formen von Inkontinenz. Die Ursachen und Symptome unterscheiden sich:

Ursachen: Der Schliessmechanismus der Harnröhre ist beschädigt: Der Beckenboden, der die Beckenorgane stützt und an ihrer richtigen Position hält, ist grosser Belastung ausgesetzt. Frauen leiden deutlich häufiger an diesem Problem: Schwangerschaft und Geburt sowie hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre schwächen den Beckenbodenmuskel. Bei Männern lösen häufig Prostata-Operationen eine Belastungsinkontinenz aus.

Symptome: Der Harnverlust tritt vor allem bei starken Belastungen des Beckenbodens durch Husten, Niesen, Lachen, Tragen oder Heben schwerer Last auf. Der Urin geht in Spritzern ab.

Ursachen: Die Dranginkontinenz kennt verschiedene Ursachen: Überempfindliche Blasenwand, instabiler Blasenmuskel, chronisch gereizte Blase durch Harnwegsinfektionen oder Blasen- und Harnwegsteine, verengter Blasenausgang (z.B. durch vergrösserte Prostata), Tumore sowie neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Multiple Sklerose oder Schlaganfall. Wenn Fachpersonen keinen erkennbaren Grund feststellen, sprechen sie von idiopathischer Reizblase. 

Symptome: Innerhalb kurzer Zeit kommt es zu einem übermächtigen Harndrang und nicht kontrollierbaren Kontraktionen der Blase. Betroffene schaffen es nicht rechtzeitig zur Toilette und verlieren oft schwallartig Urin. 

Ursachen: Extraurethrale Inkontinenz bezeichnet den Urinabgang in fehlangelegten oder fehlgebildeten Gängen. Der Urin fliesst nicht durch die Harnröhre. Bei erwachsenen Personen bilden sich meistens kleine Gänge, sogenannte Urinfisteln. Durch diese Gänge tröpfelt ständig Urin aus dem Körper. 

Symptome: Betroffene klagen aufgrund der Fistelbildung über Schmerzen und Unwohlsein. Fisteln können Infektionen verursachen, die zu Schmerzen, Rötungen, Schwellungen oder Drainage von Flüssigkeiten führen können. Eine langfristige Fistelbildung kann chronische Entzündungen verursachen.

Ursachen: Nervenschäden beeinträchtigen die Kontrolle der Blase und des Schliessmuskels. Als Auslöser gelten: Neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Alzheimer sowie Beeinträchtigungen des Rückenmarks durch einen schweren Bandscheibenunfall oder eine Querschnittslähmung. 

Symptome: Die Blase entleert sich, indem sich der Blasenmuskel in unregelmässigen Abständen reflexartig zusammenzieht. Dabei bleibt Resturin in der Blase zurück. Betroffene spüren nicht, wenn die Blase voll ist und können die Entleerung nicht steuern.

Ursachen: Männer leiden häufiger an dieser Form von Inkontinenz. Auslöser ist eine gutartige Prostata-Vergrösserung. Weitere Ursachen sind eine schwache Blasenmuskulatur durch Nervenschädigungen aufgrund von Erkrankungen wie Diabetes sowie eine verengte oder blockierte Harnröhre durch Tumore oder Harnsteine.

Symptome: Die Blase läuft regelrecht über, wenn sie voll ist. Betroffene haben das Gefühl, ständig auf die Toilette zu müssen und verlieren tröpfchenweise Urin.