Doris Fiala ist Mitbegründerin und Mitglied der Parlamentarischen Gruppe «Patientenverfügung und Selbstbestimmung». Wir haben bei ihr «nachgehakt», welche Anliegen sie mit ihrer Gruppe verfolgt und was ein würdevolles Lebensende für sie persönlich bedeutet.
Doris Fiala: Es geht bei der Patientenverfügung um eine möglichst umfassende Selbstbestimmung – bis zum Tod. Viele Menschen sind sich heute bewusst, dass die Patientenverfügung davon einen sehr wichtigen Bestandteil bildet. Sie hilft, die Familie, seine Nächsten und Ärzte darüber zu informieren, welches unsere eigenen Vorstellungen und Wünsche sind: Wie weit soll die Medizin gehen? Wann möchte man auf weiterführende Behandlungen verzichten?
Die Auseinandersetzung mit diesen schwierigen Fragen und mit der letzten Lebensphase hat stark an Bedeutung gewonnen. Es ist jedoch schwer, zu quantifizieren, wie viele Menschen effektiv in diesem Sinne «vorsorgen». Mitglieder aller Parteien setzen sich gemeinsam mit der Gruppe Patientenverfügung dafür ein, den Menschen diese wichtige Thematik ins Bewusstsein zu rufen.
Viele Menschen haben Mühe, allein für sich selbst und für jene Menschen, die sie lieben, ihre Gedanken rund um diese wichtigen Fragen zu formulieren. Sie sind auf die Hilfe ihrer Hausärzte oder externes Wissen von Sterbehilfeorganisationen wie EXIT angewiesen.
Auch die Religion spielt dabei eine zentrale Rolle: Das Stück «GOTT» von Ferdinand von Schirach zeigen wir am 19. September in Bern im Hotel National. Die Auseinandersetzung im Spannungsfeld zwischen der FMH, Religion und der Justiz ist eine grossartige Hilfe, eigene, für viele belastende Fragen und Konfliktfelder anhand des Stücks zu erkennen, zu thematisieren und teilweise auch zu beantworten.
Wichtig ist einfach, seine Liebsten möglichst in den Prozess einzubinden und eine Patientenverfügung so zu hinterlegen, dass im Ernstfall Klarheit über den eigenen Willen überhaupt auffindbar ist. Die wichtigste Rolle spielen dabei aus meiner Sicht der Hausarzt und die Angehörigen. Bei Unfällen mit bleibenden, schwerwiegenden körperlichen Beeinträchtigungen ist es genauso wichtig wie bei Erkrankungen, den Wunsch Betroffener zu kennen und zu respektieren.
Selbstbestimmung und Eigenverantwortung sind sehr grosse Herausforderungen und Spannungsfelder rundum Krankheit und Tod. Es beginnt daher mit dem Willen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit. Bei Anlässen zu dieser Thematik sind die Säle jeweils voll. Das Interesse trifft längst nicht nur betagte oder kranke Menschen: Wenn wir hier mit der überparteilichen Gruppe «Patientenverfügung und Selbstbestimmung» einen Beitrag leisten können, ist es grossartig.