Betreuung zu Hause: Bedarf und Kosten

Was braucht es, damit Seniorinnen und Senioren möglichst lange glücklich in den eigenen vier Wänden leben können? Eine Studie im Auftrag von Pro Senectute Schweiz weist erstmals den Betreuungsbedarf sowie die Kosten einer angemessenen Betreuung zu Hause aus.
Freiwillige nehmen in der Versorgung älterer Menschen einen wichtigen Platz ein.

Freiwillige nehmen in der langfristigen Versorgung älterer Menschen einen wichtigen Platz ein.

Senioren brauchen bezahlbare Betreuung zu Hause

Ältere Menschen brauchen in ihren eigenen vier Wänden mit zunehmendem Alter Unterstützung. Bisher liegen in der Schweiz aber kaum Daten über die Betreuungssituation von Seniorinnen und Senioren vor, die zu Hause leben. Vor diesem Hintergrund haben wir mit unserer Studie erstmals den Versuch unternommen, den Bedarf und die Kosten einer bedarfsgerechten Betreuung zu Hause zu ermitteln.

Die Studie auf einen Blick

Die Motion 18.3716 der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats (SGK-N) hat eine politische Diskussion um die Finanzierung von Betreuungsleistungen für ältere Personen in Gang gebracht. Jedoch mangelt es an Grundlagen in Bezug auf die Betreuung zu Hause. Unsere Studie liefert erste Erkenntnisse, um künftige Finanzierungsmöglichkeiten abzuleiten und in den politischen Diskurs einzubringen.

Der Grossteil der Senioren lebt nicht im Heim

Am 31. Dezember 2017 lebten in der Schweiz 1,5 Prozent der Personen im Alter zwischen 65 und 79 Jahren in einem Alters- oder Pflegeheim, bei den Personen ab 80 Jahren waren es 15,7 Prozent. Ihr Anteil lag 2007 noch bei 18,1 Prozent – wobei die Anzahl Personen im Alter über 80 Jahren seither gestiegen ist. Es gibt einen Trend hin zu mehr ambulanter und intermediärer Versorgung.

Die Herausforderung liegt in der Betreuung zu Hause

Der Trend in Richtung ambulanter Betreuung bedeutet auch, dass mehr Personen zu Hause leben, die Einschränkungen haben. Das Problem liegt jedoch weniger in der Pflege zu Hause, als vielmehr in der Betreuung. Denn die Betreuungskosten gehen fast vollständig zulasten der Seniorinnen und Senioren. Es ist daher davon auszugehen, dass nicht alle benötigten Leistungen in Anspruch genommen werden. Der tatsächliche Bedarf an Betreuung zu Hause entspricht also nicht der Inanspruchnahme.

Die Studie untersucht, welche Betreuungsleistungen im ambulanten Bereich, die nicht von der Krankenversicherung abgedeckt sind, dem Bedarf zu Hause lebender Personen im Alter über 63 Jahren entsprechen und welche Kosten auf individueller und gesamtschweizerischer Ebene anfallen. Die Studie beschränkt sich dabei auf formelle Betreuungsleistungen, welche durch Freiwillige oder Erwerbstätige erbracht werden, die für Organisationen arbeiten. Nicht eingeschlossen ist die informelle Hilfe durch Familie, Freunde und Nachbarn.

  1. Welche Betreuungsleistungen im ambulanten Nicht-KVG-Bereich entsprechen dem Bedarf betreuungsbedürftiger, zu Hause lebender, älterer Personen in der Schweiz?
  2. Welche Kosten fallen auf individueller und gesamtschweizerischer Ebene an?

Gemäss den Schätzungen benötigen 662'384 Personen über 62 Jahren in der Schweiz mindestens eine Betreuungsleistung für eine angemessene Betreuung zu Hause. Das entspricht 42 Prozent aller über 62-Jährigen, die in der Schweiz leben. Bei alleinlebenden Personen ist dieser Anteil mit 60 Prozent deutlich höher als bei Nichtalleinlebenden mit 34 Prozent.

Für eine bedarfsgerechte Betreuung zu Hause werden am häufigsten die Leistungen für «Soziale Aktivität», «Sport ausser Haus», «Haushaltshilfe» und «Besuchs- und Begleitdienst» benötigt. Diese vier Betreuungsleistungen machen zusammen 60 Prozent aller Leistungen aus.

Eine bedarfsgerechte Betreuung aller zu Hause lebenden Seniorinnen und Senioren beläuft sich gemäss Hochrechnungen auf 349 bis 466 Millionen Franken pro Monat für die ganze Schweiz. Das entspricht Betreuungskosten von 4,2 bis 5,6 Milliarden Franken pro Jahr und einem Anteil an den gesamten Schweizer Gesundheitskosten von 5 bis 7 Prozent. Die Kosten von Betreuungsleistungen müssen die Betroffenen heute grösstenteils selbst tragen und verschlingen einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens.

Die Bedürfnisse der zu Hause lebenden Seniorinnen und Senioren ohne körperliche oder psychische Einschränkungen, die sich einsam fühlen, fallen bei den Kosten sehr stark ins Gewicht, da sie die grösste Personengruppe ausmachen. Schweizweit sind fast 160’000 Personen im Alter über 62 Jahren von Einsamkeit betroffen. Laut der Studie können Freiwillige und Erwerbstätige von Organisationen daher gerade bei Personen, die nur auf ein kleines Netzwerk zählen, eine sehr wichtige Rolle spielen.

Unabhängig davon, ob jemand einsam ist oder nicht, weist die Studie für viele Falltypen einen Bedarf an Bewegung ausser Haus oder zu Hause aus. Bewegung und Sport helfen älteren Menschen, mobil und unabhängig zu bleiben. Sie schützen vor Stürzen, Altersschwäche und können Heimeintritte vermeiden.

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